Das erste Kapitel der Konstitutionen (Verfassung) unseres Ordens beschreibt ausführlich das Gemeinschaftsleben. Es ist grundlegend für unsere Art zu leben; der ganze Orden ist auf Gemeinschaft aufgebaut und ausgelegt.
Dabei sind wir weit mehr als eine Wohngemeinschaft von Männern. Die Augustinus-Regel, auf die sich jeder Dominikaner bei seiner Profess verpflichtet, bringt es auf den Punkt: „Das erste Ziel eures gemeinschaftlichen Lebens ist, in Eintracht zusammenzuwohnen und ‚ein Herz und eine Seele‘ in Gott zu sein.“ Das umfasst gleich zwei Eckpunkte unseres Zusammenlebens: Im Idealfall sind wir Gemeinschaften von Brüdern, die miteinander ihr Leben gestalten, aufeinander Rücksicht nehmen und füreinander da sind; und wir tun dies, weil wir gemeinsam an einen Gott glauben, der jeden Einzelnen von uns bedingungslos gewollt hat und liebt. Wir teilen unser Leben und unseren Glauben. Dazu gehört, dass wir uns an Brüder unserer Gemeinschaft erinnern, die gestorben sind. Hier teilen wir unser Gedenken.
Darüber hinaus pflegen wir auch eine Gütergemeinschaft – wieder grundgelegt in der Augustinus-Regel: „Nennt nichts euer Eigen, sondern alles gehöre euch gemeinsam.“ Ein Dominikaner verzichtet mit der Feierlichen Profess, also der lebenslangen Bindung an den Orden, auf Besitz und Eigentum. Alles gehört dem Orden; gleichzeitig sorgt der Orden für die Bedürfnisse eines jeden Bruders. Alle unsere Einnahmen (z.B. Gehälter, etc.) fließen in einen gemeinsamen Topf, aus dem die notwendigen Ausgaben bestritten werden. Auch um die Alters- und Gesundheitsvorsorge kümmert sich der Orden.
Ein weiterer Aspekt unserer Lebensweise: Wir sind eine „Charismen“-Gemeinschaft. Jeder Bruder bringt eigene, vielleicht sogar einzigartige Talente und Fähigkeiten ein, von denen nicht nur die ganze Gemeinschaft profitiert. sondern auch Menschen außerhalb unseres Ordens. So ist der eine Dominikaner z.B. ein gefragter Prediger oder Dozent, der andere ein ansprechender Musiker, Fotograf, Lyriker; manche Brüder machen medial einen positiven Unterschied, andere können präzise mit Zahlen umgehen, wieder andere sind als Seelsorger oder Therapeut authentische Begleiter für Menschen.
Schon in der Ausbildung der Brüder wird auf solche Charismen geachtet, um sie zu fördern und weiterzuentwickeln. Als Gemeinschaften vor Ort sind wir so in der Lage, Menschen in unserer Umgebung vielfältig zu begleiten.
Und schließlich sind wir auch eine Arbeitsgemeinschaft. Unsere gemeinsame Sendung als Ordensmänner lebt von unserer Zusammenarbeit. Die größte Inspirationskraft für Menschen in ihrer Umgebung haben Dominikaner erfahrungsgemäß dort, wo sie ihre Fähigkeiten bündeln und als vielfältige Gemeinschaft ein geistliches Zentrum bilden.