Mit den Frauen fing es an
Noch bevor der Dominikanerorden 1216 anerkannt wurde und die Brüder sich strukturiert in Gemeinschaften zusammenfanden, bezog unser Gründer, der hl. Dominikus, schon zehn Jahre früher Frauen in seine Sendung ein. In Prouille, nahe Toulouse in Südfrankreich, errichtete er ein Frauenkloster. Durch Gebet, Erziehung der jungen Mädchen aus der Umgebung und Unterricht hatten sie Anteil an seinem Werk.
Gebildete Nonnen
Die Frauenklöster der ersten Jahrhunderte waren in der Regel Nonnenklöster, also kontemplativ lebende Schwestern (auch „Moniales“ genannt), die sich hauptsächlich dem Gebet widmeten, aber auch der Bildung. Sie waren mitunter durchaus einflussreich in Kirche und Politik. Katharina de Ricci, Agnes von Montepulciano oder Margareta von Ungarn sind beispielhaft Namen von Dominikanerinnen, deren Worte und Taten Gewicht hatten in ihrer Zeit.
Besonders in der Blütezeit der Mystik führten Schwestern einen engen Diskurs mit Dominikanern wie Meister Eckhart, Johannes Tauler und Heinrich Seuse. Nicht wenige Nonnenklöster verfügten über reichhaltige Bibliotheken.
Neue Impulse in schwierigen Zeiten
Die Reformation im 16. Jahrhundert bedeutete für viele Klöster das Aus, was sich im Zuge der Französischen Revolution und Säkularisation Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts noch einmal fortsetzte. In dieser Zeit übernahmen viele Dominikanerinnen karitative Aufgaben, um ihr Bestehen zu sichern oder auch ganz neu anzufangen. Es entstanden Schwesterngemeinschaften, die nicht in strenger Klausur lebten wie die Moniales, sondern sich schwerpunktmäßig im sozialen Bereich engagierten (Armen- und Krankenfürsorge), aber auch im Schul- und Bildungswesen. Die 1866 von Jean Joseph Lataste gegründeten Dominikanerinnen von Bethanien verschrieben sich der Sorge um Frauen mit belasteter Vergangenheit. Heute liegt ein Schwerpunkt ihrer Arbeit in den SOS-Kinderdörfern.
Verschiedene Strukturen
Die Dominikanerinnen sind nicht so einheitlich strukturiert wie der männliche Zweig des Ordens. Die Unterscheidung zwischen Nonnen (Moniales) und apostolisch tätigen Schwestern schlägt sich auch in verschiedenen kirchenrechtlichen Strukturen nieder. Früher wurde unterschieden zwischen zweitem und drittem Orden. Heute sprechen wir von der einen Dominikanischen Familie.
Auch die Schwestern tragen einen schwarz-weißen Habit mit schwarzem Schleier. Eine Schwester im Noviziat, also in der ersten Stufe der Eingliederung in den Orden, erkennt man am weißen Schleier.
Einen Überblick über die Dominikanerinnen im deutschen Sprachraum gibt www.dominikanerinnen.net.