Die Wurzeln des Dominikanerordens liegen zu Beginn des 13. Jh. inmitten eines gesellschaftlichen Umbruchs: In der südfranzösischen Region um Toulouse verbreitete damals die religiöse Splittergruppe der Katharer (die „Reinen“) unter der Bevölkerung eloquent ihr strenges Lebensideal, das aber der Lehre der Kirche in grundsätzlichen Punkten widersprach. Dagegen ging der spanische Wanderprediger Dominikus von Caleruega (ca. 1174 – 1221) an. Er war gebildet, besitzlos agil und zu Fuß unterwegs, um die Katharer im direkten Gespräch mit klaren Argumenten zu widerlegen und Menschen die Lehre Jesu lebensnah zu vermitteln. Das begeisterte. Ab 1215 schlossen sich ihm Gleichgesinnte an, um ihn in seiner Aufgabe als überzeugender Prediger zu unterstützen, zunächst im Auftrag des Toulouser Bischofs Fulko. Die religiöse Gemeinschaft um Dominikus wurde am 22. Dezember 1216 von Papst Honorius III. offiziell bestätigt. Als Dominikus im August 1217 die ersten Brüder nach Paris und Spanien aussandte, bedeutete dies den Anfang der Verbreitung der Dominikaner in Europa.
In einem päpstlichen Erlass vom 11. Februar 1218 empfahl Honorius III. die Brüder des Predigerordens (lat.: „Ordo Praedicatorum“, so hieß der Orden ab dann) allen Bischöfen und Prälaten der katholischen Kirche. Die Predigerbrüder wurden angewiesen, am bischöflichen Predigtauftrag teilzunehmen; dabei blieben sie direkt dem Papst unterstellt.
Mit dem hohen Anspruch, gut qualifizierte und umsichtige Prediger für diesen Auftrag auszubilden, gab Dominikus dem beständigen Lernen und speziell dem Studium der Theologie im Lebensprogramm seiner Brüder eine herausragende Stellung. Im Dienst der Verkündigung sollte auch eine bewusste Form von Armut stehen: Die Gemeinschaften wurden von ihrem Gründer zum Verzicht auf Besitz und feste Einkünfte verpflichtet. Sie bestritten ihren Lebensunterhalt durch seelsorgliche Tätigkeit und aus Almosen, worauf sich die Bezeichnung der Dominikaner als Bettelorden (Mendikanten) zurückführen lässt. Sowohl das Aufgabenfeld als auch die Formen der autonomen und übersichtlichen Selbstfinanzierung haben sich für die Dominikanische Familie inzwischen erweitert. Doch der Fokus auf gutes Predigen, Lehren und Vermitteln gehört weiterhin zur DNA unseres Ordens.
Nach den ersten drei von Dominikus gegründeten Klöstern für Frauen kamen später zahlreiche weitere Gemeinschaften der Dominikanerinnen hinzu. Aus Gruppen frommer Laien, die sich seit dem 13. Jh. der spirituellen Begleitung und Leitung der Predigerbrüder anvertraut hatten, entstand der sogenannte Dritte Orden „von der Buße des hl. Dominikus“, dessen Regel 1405 approbiert wurde.
Als Dominikus 1221 starb, hinterließ er einen Orden, der in der Lage war, sich weiter zu entwickeln, bis an die Grenzen der Christenheit und über diese hinaus zu gehen, um das Evangelium in vielfältiger Weise zu verkünden. Die europäischen Entdeckungsreisen führten im 16. Jahrhundert zu Neugründungen in der „Neuen Welt“ und in Asien. Dabei kritisierten Dominikaner kolonialistische Methoden oftmals deutlich. Gleichzeitig trugen während dieser Epoche Dominikaner in Europa dazu bei, das dunkelste Kapitel der Geschichte des Ordens zu schreiben, indem sie aktiv die Inquisition und Hexenverfolgung vorantrieben. ⇒ siehe dazu: “Schweres Gepäck“.
Heute sind Dominikanerinnen und Dominikaner auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis vertreten, trotz Säkularisierungen, religiösen Verfolgungen, Kriegen und anderen Erschütterungen. Unser Orden hat vielfältige Spuren in der Geschichte hinterlassen. Gewachsen durch gute wie schlechte Erfahrungen vergangener Jahrhunderte schreiben die Brüder und Schwestern des hl. Dominikus heute ihre Ordensgeschichte weiter, im Sinne ihres Gründers mit einem wachen Blick auf die gegenwärtige Zeit.
Empfohlene Lektüre für Neugierige:
Paul D. Hellmeier OP – „Dominikus begegnen“, Augsburg 2007.
William A. Hinnebusch OP – „Kleine Geschichte des Dominikanerordens“, Leipzig 2004.
Prof. Dr. Ulrich Horst OP – Zur Geschichte des Dominikanerordens